Für Rosenberg wurde eine Wärmelandkarte erstellt, Hausbesitzer können nun einen kostenpflichtigen individuellen Energiebericht anfordern. Die Vorstellung fand im Rahmen einer Informationsveranstaltung im Rathaus statt. Die Projektbeteiligen sind (von links) Simon Gans, Programmleiter digitale Stadtentwicklung und Projektingenieur Nico Reffert von der MVV-Regioplan Mannheim, Bürgermeister Ralph Matousek und KWiN-Vorstand Sebastian Damm.2023-05-31. Wärmebildaufnahmen mit Spezialflugzeug und -fahrzeug in der Gesamtgemeinde Rosenberg / Vorstellung der Ergebnisse

mh. Rosenberg. Wie ist der energetische Zustand meines Gebäudes: Pfeift es durch die Dachziegel, entweicht die Wärme durch die Fenster oder ist die Haustüre die buchstäbliche Pforte für die kalte Außenluft? Rosenbergs Gebäudebesitzer können nun recht einfach auf solche Informationen zugreifen. Im Februar wurde die Gesamtgemeinde mit einem speziellen Flugzeug mit Wärmebildkamera überflogen, parallel dazu fertigte ein entsprechend ausgestatteter PKW Wärmebilder der Gebäude von der Straße aus an. Rosenberg ist übrigens nicht nur die erste Gemeinde im Neckar-Odenwald-Kreis, sondern sogar im ländlichen Raum der Metropolregion, für die eine solche Wärmelandkarte, genannt „Climap“, erstellt wurde.

Initiatoren dieses innovativen Projektes waren neben der Gemeinde Rosenberg die Energieagentur Neckar-Odenwald ENO, ein Tochterunternehmen der Abfallwirtschaftsgesellschaft des Neckar-Odenwald-Kreises (AWN), die dort eine Biogasanlage mit Nahwärmenetz betreibt und für die praktische Umsetzung die MVV-Regioplan aus Mannheim.
Im Rahmen einer Bürgerinformationsveranstaltung wurden die Ergebnisse in der vergangenen Woche im Sitzungssaal des Rosenberger Rathauses vorgestellt. Bürgermeister Ralph Matousek konnte rund 50 interessierte Bürgerinnen und Bürger willkommen heißen. Besondere Grüße galten KWiN-Vorstand Sebastian Damm und den beiden MVV-Regioplan Vertretern Simon Gans, Programmleiter digitale Stadtentwicklung und Projektingenieur Nico Reffert. Für die Energiewende sei die Wärmewende der wichtigste Baustein, deshalb sollten insbesondere in diesem Bereich große Anstrengungen unternommen werden. Die ENO-Biogasanlage liefere umweltfreundliche Energie und Wärme, die EEG-Förderung laufe jedoch 2027 aus. Somit sei es nun der richtige Zeitpunkt, um im Rahmen eines Quartierskonzeptes „nach vorne“ zu blicken. Da die Bundesregierung vorhandene Nahwärmenetze auch in Zukunft unterstützen wolle, könnte die Biogasanlage auch noch nach 2027 eine wichtige Rolle im Energiemix der Gemeinde spielen. Das angestoßene Quartierskonzept solle hier Klarheit schaffen. Aber genauso wichtig sei der energetische Zustand der privaten und kommunalen Gebäude, hier könne die „Climap“ wichtige Daten liefern. Das Quartierskonzept beziehe sich im ersten Schritt nur auf die Kerngemeinde Rosenberg, es sollte aber Impulse und Ideen für die Ortsteile mitentwickelt werden. Anschließend erläuterte er die Eckpfeiler eines Quartierskonzeptes, für die Erstellung sei das IfaS-Institut beauftragt: Neben dem Stoff- und Finanzstrommanagement würden auch die Mobilitätswende und insbesondere auch die Gebäudesanierung beleuchtet werden. Nach der Bestandsaufnahme folgen die Potentialanalyse, der Maßnahmenkatalog und die Machbarkeitsstudie. Die Kosten von 100.000 Euro würden von der KfW-Bank zu 75% gefördert.

Nico Reffert stellte anschließend die Ergebnisse dieser Untersuchung vor. 36% an Emissionen müssten im Gebäudesektor bis 2030 eingespart werden, um die deutschen Klimaziele zu erreichen, 88% der Gebäude seien energetisch nicht auf dem aktuellen Stand. Die „Climap“ sei somit ein sinnvolles Werkzeug, um Einsparpotentiale zu erkennen, die oftmals auch mit geringen Mitteln umzusetzen seien. Reffert erläuterte, dass man neben den Informationen, die das Flugzeug und der PKW geliefert hatten, auch auf externe Quellen (z. B. Alter des Hauses) zugreifen würde. In Rosenberg waren es bei rund 13 Quadratkilometer Fläche ca. 800 Gebäude. Nach einer aufwändigen Datenaufbereitung könne man die Climap erstellen, auf der man den energetischen Zustand der Gebäude in „Ampellogik rot-gelb-grün“ ersehen könne. Allerdings aus Datenschutzgründen niemals „gebäudescharf“, sondern immer nur ein Areal. Ein ausführlicher individueller Gebäude-Energiebericht mit zahlreichen Daten und vor allem auch gezielten Empfehlungen könnten die Hausbesitzer gegen eine Gebühr von 59,50 € auf der Homepage www.climap.de anfordern.

Simon Gans ging im Anschluss daran noch auf weitere Details ein: Bei ganz wenigen Gebäuden sei es aufgrund der Datenlage nicht möglich gewesen, einen Energiebericht zu erstellen, beispielsweise wenn hohe Mauern oder Bäume die Erfassung von der Straße aus unmöglich gemacht hätten. Die Energieberichte könnten übrigens nur von den Hausbesitzern und nicht von den Mietern angefordert werden.

Die Frage von KWiN-Vorstand Sebastian Damm, ob die Climap für die Bewohnerinnen und Bewohner sinnvoll sei, war der Startschuss für eine interessante Fragerunde. Er ging nochmals auf die Wichtigkeit solcher Angebote für die Erreichung der Klimaziele ein. Nur gemeinsam könne diese gewaltige Aufgabe bewältigt werden, die innovative Climap sei ein wichtiger Baustein dafür. Insofern freue er sich sehr, dass dieses Angebot von der Rosenberger Bürgerschaft sehr positiv aufgenommen wurde.

Danach ging man auf die Fragen ein. Die Energiebericht könnten auch, so Simon Gans, ausgedruckt geliefert werden, falls man über keinen Internetzugang verfügen würde. Wären die Informationen aus der Climap und die dazugehörigen Kosten (59,50 €) überhaupt sinnvoll, wenn ich hinterher ohnehin einen Energieberater beauftragen müsse? Gans erläuterte, dass die Informationen aus der Climap nicht nur für Energieberater von Interesse seien, sondern auch für „Sie“ – denn man sehe anschaulich, wo die Schwachpunkte liegen würden. Zudem könnten kleinere Maßnahmen, wie die defekte Haustüre oder ein schadhaftes Fenster, sofort und gezielt angegangen werden. Ob in ein paar Jahren eine weitere „Befliegung“ geplant sein, müsse man sehen, so Bürgermeister Matousek. Gleichwohl könnte dies vor dem Hintergrund sinnvoll sein, Fortschritte zu sehen bzw. den Stand der Sanierungsquote offenzulegen. Im Übrigen müssten Gemeinden mit über 20.000 Einwohnern ohnehin ein Wärmeplanung vorlegen – hier sei man in Rosenberg mit deutlich weniger Einwohnern vorbildlich unterwegs und, so der Bürgermeister, die erste Gemeinde im Neckar-Odenwald-Kreis. Abschließend bedankte er sich für den Besuch und die rege Diskussionsteilnahme.

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